Strategie- und Lösungspotentiale von LEGO™ Serious Play™
Komplizierte und komplexe Probleme
In unserer derzeitigen Welt sind sehr viele Probleme schwierig oder unmöglich zu lösen. Dies liegt an unvollständigen, widersprüchlichen und sich ändernden Anforderungen, die oft auch nur schwer zu erkennen sind. Solche Probleme nennen wir umgangssprachlich kompliziert oder komplex. Nach Dave Snowdons Cynefin-Framework sind kompliziert und komplex aber zwei verschiedene Dinge.
Komplizierte Probleme – complicated problems – haben immer erkennbare Ursache-Wirkung-Beziehungen. Im Gegensatz zu einfachen Problemen sind diese Beziehungen nur aufwändiger zu entdecken. Wir müssen nur mehr Analysen und Expertenwissen investieren, um sie erkennen zu können. Zur Lösung komplizierter Probleme können wir best practices entwickeln. Ein Flugsimulator ist beispielsweise ein kompliziertes Problem.
Komplexe Probleme – complex problems – dagegen haben keine klare Ursache-Wirkung-Beziehungen. Die Auswirkung einer Aktion können wir höchstens im Nachhinein erkennen (und auch das nicht immer). Komplexe Probleme können wir nicht mehr mit klassischen „Kontroll“ansätzen lösen. Es gibt auch keine best practices mehr. Es ist nicht mehr planbar, was das Ergebnis sein wird. Wir müssen uns auf Unsicherheiten in der Vorhersagbarkeit einlassen. Komplexe Probleme können wir nur durch emergente Lösungsansätze, die sich schrittweise entwickeln, lösen. Autonomes Fahren ist ein Beispiel für komplexe Probleme. Zur Lösung braucht man z.B. maschinelles Lernen.
Komplizierte oder komplexe Probleme werden zu sogn. wicked problems, wenn die beteiligten Personen zusätzlich noch Widerstände entwickeln, das Problem zu lösen, weil die Lösungen für sie unangenehme ("böse”) Konsequenzen haben, (Wikipedia). Wir Menschen versuchen so lange wie möglich, wicked problems zu umgehen und auszusitzen.
Wicked problems verbergen sich sehr oft iin unternehmensintern konfliktträchtigen, hochpolitischen Themen, die eine große Sensibilität und einen psychologisch geschützten Raum zu ihrer Darstellung erfordern. Solche Themen sind beispielsweise: Unternehmensfusionen (M&A, Merger & Acquisitions), Personalveränderungen, organisatorische Veränderungen (Neu-Design) und ähnliche human-centric topics.
In Management- und Unternehmenskreisen haben sich in den letzten zehn Jahren mehrere Methoden für die Lösung komplexer Problemen oder wicked problems etabliert.
Diesen Methoden ist gemeinsam, dass sie nicht gleich das offensichtliche Problem lösen, sondern erst weitere, tiefer liegende Probleme identifizieren und sich dann durch Prototyping auf mögliche Lösungen – evtl. auch eine – konzentrieren.
Man spricht von divergentem und konvergentem Denken. Das Problem wird erst in mehrer einzelne Probleme aufgespalten, um das ursächliche Problem zu identifizieren. Gleiches geschieht im nächsten Schritt mit der potentiellen Lösung. Auch sie wird in mehrere Alternativen aufgespalten, um dann eine der Lösungen zu favorisieren.
Einige der bekanntesten Methoden sind Design Thinking, Innovation Games™ und LEGO™ Serious Play™.
LEGO™ Serious Play™
LEGO™ Serious Play™ (LSP im weiteren) ist eine der wenigen strategischen Managementmethoden, die sowohl den sogn. Problemraum öffnet, alternative Lösungen zeigt und auf mögliche Lösungen fokussiert (Lösungsraum) , als auch den Teilnehmern ein Arbeiten in einem psychologisch geschützten Raum gewährleistet (sogn. psychological safety).
LSP ist eine moderierte und time-box strukturierte Methode, um auf Management- oder Teamebene strategische Workshops durchzuführen. Ein – möglichst in der Methode zertifizierter – Moderator (sogn. Facilitator) klärt mit dem Sponsor die Workshopziele und plant die verschiedenen Reflexionsebenen. Er führt im Workshop die Teilnehmer durch die Methode und leitet sie mit methodisch strukturierten Fragen durch die Problemstellung.
LSP wurde in den 90-er Jahren von Johan Roos und Bart Victor am International Institute for Management Development an der Universität Lausanne entwickelt.
In einem Workshop nach der LEGO™ Serious Play™-Methode werden strategische Entscheidungen und Problemlösungen durch den Bau und die metaphorische Interpretation von Lego-Modellen gewonnen. LSP erlaubt im Geschäftsumfeld mittels Lego-Modellen neue Ideen zu fördern, die Kommunikation zu verbessern und Problemlösungen zu beschleunigen.
In Unternehmen und im Management wird LSP in den verschiedensten Bereichen auf Unternehmens- und Teamebene verwendet. LSP wird eingesetzt, um Fragen zu lösen aus den Bereichen unternehmensseitiger Strategie- und Visionsentwicklung, von Unternehmensfusionen (Merger & Acquisition), Personal- und Teamproblemen, der Produktentwicklung (Branding und Strategie) oder Innovationsmanagement.
Warum LEGO™ Serious Play™ funktioniert
LSP basiert auf psychologischen Grundlagen.
Flow. – Wir Menschen arbeiten am effektivsten, wenn wir uns in einem als beglückend erlebtem Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit befinden, dem sogn. “Flow” (Mihály Csíkszentmihályi). Am ehesten befinden wir uns in diesem Zustand beim Spielen.
Serious Play. – Im zielgerichteten Spielen, serious play, können wir kreative, neue Ideen und innovative Lösungen für Probleme finden. Durch Modelle und Metaphern nimmt der Gegenstand des Spiels eine bestimmte Bedeutung an und abstrakte Konzepte werden verständlicher. So lassen sich formale Beziehungen, die sonst nur schwer zu begreifen wären, konkretisieren.
Wichtig ist, dass die Teilnehmer vor dem Bau des Modells nicht eine Art “Konstruktionsskizze” oder die Bedeutung vorab im Kopf entwerfen und dies dann umzusetzen versuchen. Ein solches Vorgehen lähmt die Kreativität und verhindert spontane Ideen. Die besondere Wirkung von LSP beruht darin, dass die Metapher und deren Interpretation erst während des Bauens entsteht.
Konstruktionismus. – Der Konstruktionismus basiert auf den Arbeiten des amerikanischen Mathematiker und Psychologen Seymour Papert. Papert zeigte, dass wir Menschen besonders dann etwas lernen, wenn wir etwas konstruieren, sei es die Gestaltung eines Produkts, der Bau eines Schiffsmodell oder das Schreiben eines Computerprogramms. Wenn wir reale Dinge konstruieren, dann konstruieren wir gleichzeitig Theorien und Kenntnisse in unserem Denken. Dieses neue Wissen ermöglicht uns den Bau weitaus komplexerer realer Dinge, was wiederum zu einem weiteren Wissensgewinn führt usw.
Hand-Gehirn-Verbindung. – Diese Verbindung ist sensorisch und motorisch besonders stark ausgeprägt. Unsere Hände sind mit 70-80% unserer Gehirnzellen verbunden. Forschungen haben ergeben, dass Denkprozesse in Verbindung mit körperlicher Bewegung und Empfindung – und insbesondere mit den Händen – zu einem tieferen und länger anhaltendem Verständnis der Umgebung und ihrer Möglichkeiten führen.
Darüber hinaus entsteht durch das manuelle Arbeiten mit den Legosteinen eine emotionale Verbindung zwischen Erbauer und Modell. Es ist “sein” Modell, “er” hat es “geschaffen”. Entscheidungen erhalten damit eine größere Verbindlichkeit.
Durch den ständigen Umgang mit den Legosteinen und das Bauen von metaphorischen Modellen werden die behandelten Themen nicht nur visualisiert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“. Die Lego-Modelle dienen daher primär als visueller Anker für Diskussionen und Gespräche.
Ein Workshop mit LSP besteht nur zu ca. 20% aus Bauzeit mit Lego, aber 80% aus Diskussionen zwischen den Teilnehmern über die dargestellten Problempunkte.
Ein typischer Workshop mit LEGO™ Serious Play™
Auftragsklärung
Ein Workshop mit LSP hat immer ein Thema, das im Workshop diskutiert und behandelt werden soll. LSP bietet das Rahmenwerk und die Methoden, den Untersuchungsgegenstand auf verschiedenen Abstraktionsebenen zu thematisieren.
Ziel und Ergebnis jeden Workshops ist entweder ein tieferes Verständnis des Sachverhaltes oder konkrete Handlungs- und Aktionspunkte zur Problemlösung, die außerhalb des Workshops (in der Organisation) direkt umgesetzt werden können.
In der Auftragsklärung definieren Sponsor und Facilitator (Workshopmoderator des Workshops) zusammen das Workshopthema und dessen Ergebnistiefe. Daraufhin entwirft der Facilitator dann die Details des Workshops, d.h. er wählt die passenden LSP-Anwendungstechniken und das Timing aus, um im Working die gewünschten Ergebnisse und Detaillierungen zu erzielen.
Ergebnisoffenheit
Ein Workshop mit LSP ist immer ergebnisoffen. D.h., weder der Sponsor oder das obere Management noch der Facilitator können das Workshopergebnis vorab festlegen bzw. durch den Facilitator in den Workshop “hinein definieren”. Die Ergebnisse entstehen erst durch die Diskussionen und durch den Meinungsaustausch der Teilnehmer während des Workshops. Ein vordefiniertes Ergebnis fällt als Manipulation den Teilnehmern im Workshop sofort auf. In einem solchen Fall ziehen die Teilnehmer ihre Unterstützung und Mitarbeit im Workshop sofort zurück, das Workshopergebnis wird verfälscht und der Workshop wird sinnlos.
Workshop-Ablauf
Ein typischer Workshop mit LSP hat bis zu 15-20 Teilnehmer. Größere Events sind leicht skalierbar. Ein LSP Workshop besteht mindestens aus den folgenden drei Blöcken:
- Einführung der Teilnehmer in die Methode (sofern notwendig).
- Bau und Austausch der persönlichen Sicht der Teilnehmer zum Thema.
Der Facilitator stellt den Teilnehmern eine Frage (die sogn. challenge). Jeder Teilnehmer baut als Antwort auf diese Frage ein Lego-Modell, das er dann allen Teilnehmern am Tisch erklärt. Zum Beispiel:“Der Vorstand hat Ihnen heute vormittag die neue Unternehmensstrategie 2020 vorgestellt. Was können Sie persönlich zur Umsetzung beitragen? – Beschränken Sie sich bitte auf 2 Punkte. Sie haben 7 min zum Bau.”
Jeder Teilnehmer baut sein eigenes Modell und bekommt die gleiche Redezeit wie alle anderen am Tisch, sein Modell zu erklären, z.B. 4 min.
Die eigentliche Diskussion erfolgt, wenn der letzte Teilnehmer mit seiner Erklärung fertig ist. Dann dürfen auch Verständnisfragen zu den einzelnen Modellen gestellt werden. - Bau und Diskussion der gemeinsamen Sicht der Teilnehmer. – Je nach Thema des Workshops können auch die Unterschiede dargestellt werden. Zum Beispiel die neue challenge an die ganze Gruppe am Tisch:“Wir haben jetzt 14 verschiedene Modelle auf dem Tisch, wie Sie die neue Unternehmensstrategie 2020 unterstützen können. Konzentrieren Sie sich jetzt bitte auf Gemeinsamkeiten der Modelle. Bauen Sie dazu ein Modell, das diese Gemeinsamkeiten in Summe enthält. Am Ende muss sich jeder am Tisch in diesem Modell wiedererkennen bzw. diesem Modell zustimmen. Sie haben 30 min Zeit. ”
Innerhalb der gegebenen Zeit müssen die Teilnehmer einen Konsens finden, den alle unterstützen und vertreten.
Dokumenation der Ergebnisse
Natürlich müssen die im Workshop erarbeiteten Ergebnisse festgehalten und dokumentiert werden. Einer der Vorteile von LSP ist, dass die Teilnehmer nach einem Workshop beginnen können, die Ergebnisse direkt in der Praxis und im Tagegeschäft umzusetzen.
Generell gibt es zwei Möglichkeiten, Workshopergebnisse festzuhalten. Es hängt von der Intention und damit vom Design des Workshops ab, welche Methode man wählt.
- Die Teilnehmer selbst. – Für den direkten Praxistranfer und das Lernerlebnis der Teilnehmer ist es natürlich immer besser, wenn sie die Ergebnisse während des Workshops selbst notieren.
Es ist eine Frage der Auftragsklärung mit dem Sponsor über Art und Detaillierung der zu erstellenden Dokumentation einerseits und die zur Verfügung stehenden Zeit im Workshop andererseits, welches Instrument der Facilitator beim Workshop-Design wählt: Mitschriften und Notizen (FlipChart, Post-Its), Bau von Lego-Modellen (Anwendungstechnik AT7), oder anderes. - Neutrale Dokumentatoren. – Kommt es nicht auf das Lernen oder die direkte Umsetzung durch die Teilnehmer selbst an, sollten "neutrale Teilnehmer" die Dokumentation übernehmen. Neutrale Teilnehmer sind nicht in den challenges beteiligt (Bau der Modelle und Diskussion). Ihre einzige Aufgabe ist es, die Ergebnisse einzelner Arbeitsgruppen festzuhalten. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten an: Protokollanten (FlipChart, standardisiertes Protokollformate), Photografen (Foto, Video), Graphic Recording (auch Visual Recording oder Scribing, Sketchnotes genannt).
Bei der Dokumentation selbst sind folgende Punkte zu beachten:
- Nicht den Flow stören. – Am wichtigsten ist, dass die Ergebnisdokumentation die Workshopteilnehmer nicht aus dem Flow bringt. Ein erfahrener Facilitator gestaltet die Fragestellungen (challenges) des Workshops so, dass sie die Dokumentation integrieren. Ist dies nicht möglich, sollten für den Workshop neutrale Dokumentatoren pro Gruppe/Tisch eingeplant werden, die sich diskret im Hintergrund halten.
- Vermeide Fotos und Videos. – Nichts stört im Workshop mehr, wenn jeder der Teilnehmer immer wieder sein Handy für eigene Fotos od. Videos zückt. Ein erfahrener Facilitator designt entweder konkrete Zeiten für die Teilnehmer zum individuellen Fotografieren in den Workshop direkt ein oder sorgt für "externe Fotografen" (s.o.).
Wenn Fotos, dann (1) nur nach Einverständnis aller Teilnehmer. Der Workshop ist ein geschützter Raum und ich habe es oft erlebt, dass nicht alle Teilnehmer mit einem sie abbildenden Foto einverstanden waren; deshalb (2) nur die Modelle und ggfs. Hände, nicht die Erbauer der Modelle.
Skalierung
Workshops mit LSP lassen sich leicht skalieren. Ein Workshopthema kann in 3-4 Stunden entweder mit 15 als auch mit 150 Teilnehmer behandelt werden. Großgruppen zerlegt man in Kleingruppen, die parallel an den jeweiligen Challenges arbeiten. Bei größeren Gruppen bzw. Großgruppen-Workshops benötigt man allerdings entsprechend mehr Facilitatoren.
Faustregel: ein Facilitator pro 20 Teilnehmer (max.).
Außerdem muss man in Großgruppen-Workshop zusätzliche Aktivitäten einplanen, damit sich die einzelnen Kleingruppen austauschen können: z.B. World Café oder die Basar-Technik (die Teilnehmer besuchen wie in einem Basar die Tische und lassen sich die Ergebnisse erklären).
Großgruppen-Workshops dauern je nach Komplexität der Themenstellung bzw. Lösungsdetailierung mindestens 3 und mehr Stunden od. auch 1 bis 2 Tage.
Ich selbst habe schon mehrfach LSP-Workshops sowohl in Klein- als auch Großgruppen mit mehr als 100 Teilnehmern geplant, organisiert und geführt.
Die 7 Abstraktionsebenen in LEGO™ Serious Play™
LSP ist ein Rahmenwerk, das aus 4 Prozesschritten und 7 verschiedenen Reflexions- bzw. Abstraktionsebenen, application techniques (Anwendungstechniken, AT), besteht.
LSP Kern-Prozess
Bis auf dem ersten Schritt folgen in einem Workshop mit LSP immer alle Aktivitäten dem gleichen Prozess:
- Der Facilitator stellt den Teilnehmern eine Aufgabe – Challenge.
- Die Teilnehmer bauen als Antwort ihre Lego-Modelle – Construction.
- Die Teilnehmer erklären ihre Modelle – Storytelling, Sharing.
- Die Teilnehmer konzentrieren sich auf offene Themen, stellen Verständnisfragen, fassen Punkte und Erkenntnisse zusammen – Reflection.
LSP Anwendungstechniken
Die sogn. Anwendungstechniken (AT1-AT7) bauen nicht aufeinander auf. Sie können unabhängig voneinander in beliebiger Reihenfolge angewandt werden. Allerdings sollte jeder Workshop mit Technik AT1 beginnen.
-
Bau persönlicher Modelle und Geschichten. Das Ziel ist, der Austausch von persönlichen Meinungen und Standpunkte der Teilnehmer untereinander.
Jeder Teilnehmer baut sein Modell und erklärt es der Gruppe.
- Bau persönlicher gemeinsamer Modelle und Geschichten. Das Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis der Teilnehmer über das Thema des Workshops zu schaffen.
Die Teilnehmer bauen aus den Teilen der Einzelmodelle ein gemeinsames Modell und ergänzen es ggfs. durch weitere Aspekte (Steine). - Bau einer Landschaft (aus Modellen). Das Ziel ist, die Ansammlung und Verteilung der Modelle zu untersuchen.
Ähnlich einer systemischen Aufstellung werden die Einzelmodelle nach definierten Kriterien auf dem Tisch platziert. Fragen von Distanz und Nähe spielen hier eine Bedeutung. - Darstellung von Verbindungen. Das Ziel ist, Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den Einzelmodellen zu identifizieren: Abhängigkeiten, Schnittstellen, Bruchstellen.
Mit Lego-Verbindungselementen werden Modelle untereinander physisch verknüpft. - Bau eines Systems. Werden einzelne Modelle derart verbunden, das kaskadierende Effekte entstehen, liegt ein System vor. Das Ziel ist, solche Systeme und die entstehenden Effekte zu identifizieren und zu untersuchen.
- Simulation von Emergenz und Entscheidungen. Das Ziel ist, die Konsequenzen von potentiellen Entscheidungen zu untersuchen.
Durch das Spielen sogn. Szenarien werden die Konsequenzen von Entscheidungen simuliert. – “Was passiert wenn diese einen lose Verbindung durch eine feste Verbindung ersetzt wird?” - Ableitung einfacher Leitprinzipien. Diese Technik dient dem Transfer der Workshopergebnisse in die Organisation bzw. reale Welt. Für die spätere Umsetzung werden für die Ergebnisse Aktionspunkte, Leitprinzipien definiert. Dies geschieht durch den Bau von Lego-Modellen oder Notizen auf Flipchart oder Post-Its.
Die Rolle des Facilitators
Aufgaben des Facilitators
Der Facilitator nimmt eine zentrale Rolle in LSP ein. Er führt die Auftragsklärung mit dem Sponsor durch. Er entwirft und plant den ganzen Workshop. Er wählt die für die Workshoptehmenstellung passenden LSP-Anwendungsstechniken aus und entscheidet die Reihenfolge ihrer Anwendung. Er formuliert die zu den Techniken passenden Fragen und plant das zugehörige Timing.
Ein ungeeignetes Design des Workshops kann später im Workshop verhindern, dass die Teilnehmer in “Flow” kommen und die Qualität der Ergebnisse negativ beeinflussen. – Der Facilitator braucht daher eine große Erfahrung und Übung.
Während des Workshop ist die wichtigste Aufgabe des Facilitators, die Teilnehmer im Flow zu halten und ihnen einen sicheren Raum zu gewährleisten, in dem sie offen und ehrlich diskutieren und sich austauschen können. Dies bedeutet:
- der Facilitator muss die Teilnehmer durch die Methode führen, ggfs. LSP-Techniken erklären und Hilfe bei der Umsetzung geben;
- er muss erkennen, wann es sinnvoll ist vom geplanten Timing abzuweichen, weil sich spontan eine spannende Diskussion entwickelt;
- er muss wissen, wie bei einer spontanen Planabweichung die geplanten Workshopergebnisse erreicht werden können;
- er muss an den Tischen ggfs. durch gezielte Fragen den Dialog anstoßen oder wieder zu erwecken;
- er muss auf die Einhaltung sogn. LSP Spielregeln achten und toxische Situationen auffangen: persönliche, verbale Angriffe der Teilnehmer untereinander, bewußte Sabotage des Workshops, innere Verweigerung einzelner Teilnehmer, etc.
Der Facilitator braucht daher eine große Erfahrung und Übung. LSP ist zwar eine frei verfügbare Methode. Es gibt Bücher (s. Literaturempfehlung) und zahlreiche Anleitungen im Internet, auch ich biete sie auf meinem Blog an.
Beste Möglichkeit einen LSP Workshop zu sabotieren
Dennoch ist es aber ein sträflicher Leichtsinn und zeugt von Verantwortungslosigkeit sowohl dem designierten Moderator (ich spreche bewusst nicht von Facilitator) als auch den Workshopteilnehmern und Sponsoren gegenüber, zu glauben, das Studium dieser Quellen würde ausreichen, einen LSP Workshop ohne praktische Erfahrung planen oder gar durchführen zu können.
Viel zu oft erlebe ich es, dass Sponsoren und Veranstalter die Verantwortung und Aufgaben des Facilitators unterschätzen und glauben
- dies in Eigenregie durchführen zu können, oder gar
- den disziplinarischen Vorgesetzten damit zu beauftragen, während dessen Team die Teilnehmern sein sollen.
Niemals sollte ein disziplinarischer Vorgesetzter den Workshop selbst moderieren.
Beides ist der sicherste Weg, den eigenen Workshop aus Naivität und falscher Sparsamkeit zu sabotieren. Wenn den Teilnehmern die psychological safety im Workshop fehlt, sich offen mitzuteilen, verlieren die Ideen ihren kreativen Schwung. Die gewünschten Arbeitsergebnisse haben nicht die gewünschte Qualität und Substanz. Als innovative Moderationsmethode ist LSP im Unternehmen dann verbrannt: außer einer schönen Zeit mit dem Bau von Lego-Modellen hat der Workshop ja scheinbar nichts gebracht.
Skills und Zertifizierung eines Facilitators
Ein Facilitator sollte darüber hinaus neben den Grundlagen von LSP auch Erfahrungen in modernen Moderations- und Fragetechniken haben, wie z.B. Training from the back of the room (Sharon L. Bowman), Clean Language (David Grove, Judy Rees), Fragetechniken aus dem Umfeld des Solution Focus, u.ä.
LSP Facilitator ist eine mehrtägige Ausbildung, die mit einer Zertifizierung endet. Es gibt zahlreiche Anbieter, die Grundkursen in LSP anbieten. Aber nicht alle sind auch berechtigt, ein Zertifikat auszustellen.
Derzeit gibt es meines Wissens zwei Akkreditierungsorganisationen für LSP. Man kann sich bei ihnen nach akkreditierten Ausbildungspartnern erkundigen:
- Association of Master Trainers in LEGO™ Serious Play™, Per Kristiansen, Robert Rasmussen, http://seriousplay.training/, und
- StrategicPlay®, https://www.strategicplay.de/ in Deutschland Katrin Elster.
Beide Organisationen unterscheiden sich in den Zertifizierungs- und Trainingsinhalten meines Wissens nicht wesentlich. Die Association of Master Trainers hat ihren Ursprung aus ehemaligen Mitarbeitern der Lego Group und war wohl zeitlich früher am Markt als StrategicPlay®.
Was Sie Für Ihren Workshop Benötigen
Für einen LSP Workshop braucht man Legosteine. Sehr viele Legosteine. Prinzipiell kann man jede Art von Legosteinen verwenden, z.B. bei Ebay erstandene Kiloware.
Allerdings bietet Lego in seinem Onlineshop spezielle Sets von Steinen zur Durchführung der Workshops an. Diese Sets sind von erfahrenen LSP Facilitatoren der Association of Master Trainers für die speziellen Anforderungen in LSP Workshops zusammengestellt. Die Gruppensets enthalten ausreichend Material für jeweils ca. 12 Teilnehmer.
Gruppen-Sets
- Identity and Landscape Set. – Hauptsächlich Material zum Bau metaphorischer Modelle: Individual und Shared Models (AT 1 - AT3, s.o.) .
Das Set besteht aus Grund- und Dekorationssteinen, Tieren, Pflanzen, Figuren, etc. (ca. 2600 Teile). - Connection Kit. – Hauptsächlich Material für die Darstellungen von Verbindungen, Relationen und Abhängigkeiten zwischen Modellen (ab AT4, s.o.).
Das Set besteht aus Grundbausteinen (keine Dekorelemente!), Steckverbindung und Konnektoren, sowie unterschiedlichen Verbindungselementen (ca. 2400 Teile).
Kleingruppen-Sets
Für Kleingruppen, Individualcoaching oder Warm-ups (Einführung in die LSP-Methode) gibt es das Starter Set (ca. 220 Teile) und das kleiner Windows Exploration Bag (ca. 49 Teile). Letzteres ist aber nur erhältlich im Karton à 100 Stck.
Beide Sets zeichnen sich dadurch aus, dass sie jeweils identische Steine enthalten und jeder Workshopteilnehmer jeweils ein Set bekommt. Sie eignen sich besonders, wenn es vom Workshopdesign nötig ist, dass alle Teilnehmer zur Lösung der Challenges zum Bau individueller oder gemeinsamer Modelle identische Steine-Sets bekommen, was beim Identity oder Connection Kit nicht der Fall ist.
Weil die beiden Sets aber deutlich weniger Steine enthalten, müssen die gebauten Modelle nach jeder Challenge wieder zerlegt werden oder ausreichend viele Starter Sets bzw. Exploration Bags zur Verfügung stehen – was eine Kostenfrage werden kann.
Da sie auch nur wenig Verbindungselemente (Konnektoren) enthalten, eignen sich diese Sets auch nicht für die Anwendungstechniken AT4-AT6 (s.o.)
Tip:
Ist den Teilnehmern des Workshops die LSP-Methode unbekannt, sollte am Anfang jedes Workshops mindestens 30-45 min. für die Methodeneinführung stehen. Hierzu eigen sich besonders die Windows Exploration Bags.
All diese vorkonfektionierten Sets sind allerdings sehr teuer. Ein Invest lohnt sich nur, wenn man LSP Workshops öfter durchführt.
Ich biete daher unter www.LSP4rent.com alle Sets zum Verleih bzw. die Exploration Bags einzeln zum Kauf an. Ich arbeite mit einer sozialen Einrichtung zusammen, die den Versand, die Sortierung und Reinigung übernimmt. Fragt mich vor eurem nächsten LSP Workshop nach einem Angebot.
Rechtliche Hinweise Für Ihren Workshop
Obwohl LEGO™ Serious Play™ Open Source ist, ist LEGO™ Serious Play™ zwei von Lego Group geschützte Marken: Lego™ (die Steine) und Serious Play™.
Für die Verwendung unter Open Source hat die Lego Group folgende rechtliche Auflagen erwirkt:
- Workshops, die mit der LEGO™ Serious Play™-Methode durchgeführt werden, müssen offiziell als “Workshops nach der LEGO™ Serious Play™-Methode” angekündigt und vermarktet werden.
- Workshops, die zwar (Teile der) LEGO™ Serious Play™-Methode verwenden, aber keinen zertifizierten Moderator bzw. Facilitator einsetzen, dürfen nicht als “Workshops nach der LEGO™ Serious Play™-Methode” angekündigt und vermarktet werden.
LEGO, SERIOUS PLAY, IMAGINOPEDIA, Minifigure und Brick and Knob Konfiguration sind geschützte Warenzeichen der LEGO Group.
Ich als Autor dieses Artikels stehe in keiner Beziehung zur Lego Group. Die Lego Group hat diesen Artikel weder gesponsert, noch in Auftrag gegeben.
Weiterführende Literatur
- Sean Blair, Marko Rillo: How to Facilitate Meetings & Workshops Using the LEGO Serious Play Method, ProMeet, 2016.
- Per Kristiansen: Building a Better Business Using the Lego Serious Play Method, Wiley 2014.
- Michael Tarnowski: LEGO Serious Play - Blog-Artikel auf Plays-in-Business.com
- Michael Tarnowski: Elevator Pitch: LEGO® Serious Play® — Strategic Decision Making & Problem Resolution with Fun! - SlideShare.
- Michael Tarnowski: LEGO® Serious Play® — For Managers - SlideShare.
- Michael Tarnowski: LEGO® Serious Play®. How To Solve Your Business Challenges Playfully - SlideShare.
Eine Vorversion dieses Artikels ist im Oktober 2018 als Gastbeitrag im Blog 123effizientdabei.de von Meike Kranz erschienen.
: Marcio Okabe via flickr.com • qimono, via pixabay.com • Marko Rillo, via flickr.com • kreezzalee, via flickr.com • Bill Ward via flickr.com • Marcio Okabe, via flickr.com • Mattias Skarin, Crisp.se • Curreen English Bussiness School • wiredforlego, via flickr.com • Bricklink.com • Bricklink.com • SeriousPlaypro.com, .
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